Unter dem Motto „Es ist höchste Zeit, den Blick zu weiten“ stand die Bahnkonferenz der Anlieger der Franken-Sachsen-Magistrale im Landratsamt Wunsiedel i. Fichtelgebirge. Die Städte und Landkreise entlang der Bahnstrecke Nürnberg – Marktredwitz – Sachsen und Böhmen haben zusammen mit ihren Bundestagsabgeordneten darauf aufmerksam gemacht, dass eine lange Unterbrechung der Planungen zur restlichen Elektrifizierung dieser Magistrale auf bayerischem Gebiet droht. Der Appell richtet sich an das Bundesverkehrsministerium, dem für die Zukunft der Bahnanbindung der Dreiländerregionen eine Schlüsselfunktion zukommt.
Der Elektrifizierung der Franken-Sachsen-Magistrale droht der Stillstand: Bahnkonferenz macht Druck
Anlieger fordern eine Weiterplanung des für Bayern und Sachsen „alternativlosen Schlüsselprojekts“ noch in diesem Sommer; Resolution verabschiedet
Seit vergangenem Winter stehen die Ergebnisse der Vorplanungen durch die DB Netz fest. Demzufolge stellt eine Elektrifizierung der Bestandsstrecke die beste Lösung dar. Überlegungen zu Tunnelneubauten im Fichtelgebirge und in der Fränkischen Schweiz sind damit vom Tisch. Durch Planungsoptimierungen konnten zudem erhebliche Kosteneinsparungen erzielt werden. Das Bundesverkehrsministerium muss jedoch die Wirtschaftlichkeit dieses Ausbauvorhabens feststellen, bevor es den Auftrag zur Weiterplanung an die DB Netz vergibt. Diese Prüfung zieht sich hin.
Das Sächsisch-Bayerische Städtenetz hat in einem Gutachten feststellen können, dass der Nutzen der Elektrifizierung weit höher zu bewerten ist, als dies der Bundesgutachter bisher tut. Dazu müssen die mittel- und osteuropäischen Entwicklungen der letzten Jahre betrachtet werden. „Diese führen zu einem noch größeren Anstieg des Verkehrs auf der Ost-West-Achse, der auf die Schiene verlagert werden kann und muss“ stellt der Marktredwitzer Oberbürgermeister Oliver Weigel heraus.
Besondere Potenziale für den Schienentransport ergeben sich in den Branchen Automotive und Chemie. „Das würde unsere Mittelgebirgsautobahnen entlasten. Es ist geradezu grotesk, wenn die in Zwickau oder Mlada Boleslav hergestellten Elektroautos auf Diesel-LKW zu den Kunden im Süden Deutschlands und Europas transportiert werden. Diese gehören auf die elektrifizierte Schiene“ fordert der Wunsiedler Landrat Peter Berek.
Auch der Containerverkehr auf der Schiene von und nach Asien weist enorme Steigerungsraten auf. Mit der Elektrifizierung der Strecke von Hof und Schirnding nach Nürnberg können die Containerzüge auf direktem Weg nach Süddeutschland geführt werden und nicht wie bisher über Hamburg oder Duisburg. Dies würde der hiesigen Wirtschaft große Zeit- und Kostenvorteile verschaffen und den Güterverkehr großflächig verteilen.
Die Fertigstellung der Franken-Sachsen-Magistrale schafft zudem großräumige Umleitungsmöglichkeiten bei Störungen im Schienennetz. Sie erhöht damit die Resilienz des Bahnverkehrs in der Mitte Europas. Erst jüngst hat eine mehrtägige Streckensperrung im Elbtal zu chaotischen Verhältnissen im deutsch-tschechischen Schienenverkehr geführt. Diesen hätte eine elektrifizierte Route von Eger nach Hof und Nürnberg aufnehmen können.
Schlammlawinen durch außergewöhnlichen Starkregen hatten die Elbtalbahn blockiert. „Der Klimawandel ist das drängendste Argument für den schnellstmöglichen Ausbau unserer Bahnstrecken“, bringt es der Bayreuther Oberbürgermeister Thomas Ebersberger auf den Punkt
„Wenn das Bundesverkehrsministerium diese aktuellen Erkenntnisse bei der Prüfung der Wirtschaftlichkeit einbezieht, würden alle Zweifel an der Sinnhaftigkeit und Wirtschaftlichkeit des Lückenschlusses bei der Elektrifizierung beseitigt sein“ geben sich alle Konferenzteilnehmer überzeugt.
Die Franken-Sachsen-Magistrale sein ein „alternativloses Schlüsselprojekt“ für Bayern, Sachsen und weiter darüber hinaus. Um dem Nachdruck zu verleihen haben die Teilnehmer heute einstimmig eine Resolution der Anliegerregionen verabschiedet.
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