Körperliche, sexualisierte oder psychische Gewalt zu erleben, ist nach wie vor für viele Frauen weltweit alltägliche
Realität. Dabei kommt Gewalt in allen gesellschaftlichen Schichten, unabhängig von Bildungsstand, Religion oder Nationalität, vor.
Gewaltschutzkonzept Hochfranken Kooperationsprojekt bietet für Betroffene von häuslicher Gewalt umfängliche Beratung und Hilfen an
Die Landkreise Hof und Wunsiedel i. Fichtelgebirge, die Stadt Hof sowie Diakonie Hochfranken und der AWO-Kreisverband Wunsiedel arbeiten künftig beim Schutz von Frauen in Not noch enger zusammen.
Gestern gaben die Landräte Peter Berek und Dr. Oliver Bär sowie Oberbürgermeisterin Eva Döhla zusammen mit den Verantwortlichen bei der Diakonie Hochfranken und dem Kreisverband der Arbeiterwohlfahrt Wunsiedel den offiziellen Startschuss für den gemeinsamen Kampf gegen häusliche Gewalt auf mehreren Ebenen.
Das Frauenhaus in Selb in der Trägerschaft des AWO Kreisverbandes Wunsiedel steht bereits seit über drei Jahrzehnten von Gewalt bedrohten Frauen und deren Kindern aus den drei Kommunen zur Verfügung. Auch der Frauennotruf in Hof kann heuer auf sein 25-jähriges Jubiläum zurückblicken und wird nun zusätzlich auf den Landkreis Wunsiedel i. Fichtelgebirge ausgeweitet. Das Gewaltschutzkonzept beinhaltet darüber hinaus nun noch zwei weitere neue Bausteine für ein Hilfsangebot mit der bei der Diakonie Hochfranken angesiedelten Interventionsstelle und dem von der AWO betreuten Projekt „Second Stage“.
„Entscheidend an diesem Konzept ist, dass Ängste und Hürden für die Betroffenen abgebaut werden, in diesem Konzept steckt die engagierte Arbeit vieler Personen“, bedankte sich Landrat Peter Berek für das gute Miteinander. Das Konzept sei von den drei Kommunen und den beiden Trägern gemeinschaftlich auf den Weg gebracht worden, um Frauen und Kindern in allen schwierigen Lebenslagen schnell helfen zu können. „Die Frauen in Not sollen wissen, dass es für sie Anlaufstellen gibt, die Hilfe und Unterstützung bieten“, verdeutlichte Landrat Berek.
Auch die Hofer Oberbürgermeisterin Eva Döhla hob die beispielhafte Zusammenarbeit bei dem neuen Gewaltschutzkonzept hervor: „Hier zeigt sich, was man auf Hochfrankenebene bewirken kann. Sie bedeute einen echten Fortschritt, fachlich und auch für die betroffenen Frauen sowie Kinder. „Diese haben alle unsere Unterstützung verdient – Danke, dass nun gleich zwei bewährte Träger ihre Kompetenzen bündeln.“
Der Hofer Landrat Dr. Oliver Bär erklärte, es sei der Anspruch der drei Gebietskörperschaften für alle Menschen in allen Situationen da zu sein. „Häusliche Gewalt kann die Lebensläufe von Frauen aber auch Kindern prägen, deshalb brauchen wir hier entsprechende Schutzkonzepte und Schutzorte“, betonte Landrat Bär.
Manuela Bierbaum und Olaf Hofmeister von der Diakonie Hochfranken, informierten darüber, dass der Frauennotruf künftig auch als Online-Beratung genutzt werden könne. Die Beratungen seien kostenlos und die Anrufer könnten auch anonym bleiben. Die Betroffenen erhielten Beratungen beispielsweise zu Strafverfahren, anwaltlicher Beistandschaft, würden zu Terminen bei Polizei und Gericht begleitet, zählte Manuela Bierbaum unter anderem auf. „Im Jahr 2020 haben sich insgesamt 181 verschiedene Frauen beim Notruf gemeldet, das sei jeden zweiten Tag eine Betroffene, die Dunkelziffer ist jedoch sehr hoch“, erklärte Olaf Hofmeister. „Die pro-aktive Arbeitsweise der Interventionsstelle besteht darin, dass die Mitarbeitenden zeitnah nach einem Polizeieinsatz den Kontakt zu den von Gewalt betroffenen Frauen aufnehmen“, schildert Olaf Hofmeister das neue Hilfsangebot.
Von der Arbeit des Frauenhauses berichteten Alexander Wagner und Florian Wunderlich vom AWO-Kreisverband Wunsiedel. Das Frauenhaus biete momentan Platz für sieben Frauen und 20 Kinder. „Mit dem Neubau des Frauenhauses wird eine zeitgemäße Unterkunft geschaffen, die dann acht Frauen und 24 Kindern Schutz bietet, der Bezug sei für Sommer 2022 geplant“, informiert Alexander Wagner. Florian Wunderlich führt aus, dass die Mitarbeitenden des Frauenhauses über eine Rufbereitschaft eine 24-stündige Erreichbarkeit an sieben Tagen in der Woche gewährleisteten. Im Jahr 2020 seien 58 Frauen und 73 Kinder mit einem durchschnittlichen Aufenthalt von 31 Tagen ins Frauenhaus aufgenommen worden, informierte Wunderlich. „Mit dem neuen Projekt „Second Stage“ wird den Frauen im Anschluss an Ihren Aufenthalt im Frauenhaus für sechs Monate in separaten Wohnungen die Möglichkeit gegeben mit Unterstützung wieder im normalen Alltag Fuß zu fassen, die Frauen werden in dieser Zeit auch bei Wohnungs- und Jobsuche unterstütz“, schildert Florian Wunderlich.
Freuen sich auf eine gute und fruchtbare Zusammenarbeit zum Wohl von Frauen und Kindern in Not (von links): Elisabeth Weiß, Fachbereich Sozialwesen beim Landratsamt Wunsiedel, Landrat Peter Berek, Manuela Bierbaum, Geschäftsführerin der Diakonie Hochfranken, Gerhard Zeitler, Leiter Fachbereich Jugend, Familie und Soziales beim Landratsamt Hof, Oberbürgermeisterin Eva Döhla, AWO-Vorsitzender Alexander Wagner, Dr. Katharina Bunzmann, Stadt Hof und Landrat Dr. Oliver Bär