Moorpflegearbeiten im Naturdenkmal Hirschloh mit besonderer Technik

(09.03.2021)

Niederlamitz. Die Hirschloh ist ein altes Naturdenkmal zwischen Niederlamitz und Großwendern. Vor vielen Jahren hat der Fichtelgebirgsverein den langgezogenen Torfstich am Kammererbach einer Rechtlergemeinschaft abgekauft. Seither finden dort jährlich mit den Naturschutzbehörden abgestimmte Landschaftspflegemaßnahmen statt. Bei diesen Einsätzen für den geschützten und vielfältigen Lebensraum arbeiten die engagierte FGV-Ortsgruppe Niederlamitz und der Landschaftspflegeverband im Naturpark Fichtelgebirge e.V Hand in Hand. Hauptakteure sind dabei Manfred Gnichtel und Harald Purucker vom FGV mit ihrem Helferkreis und Gudrun Frohmader-Heubeck vom Landschaftspflegeverband Wunsiedel.

Neben der regelmäßigen Feuchtwiesenmahd im Sommer vergangenen Jahres, auch mit Hilfe der örtlichen Landwirtschaft, fand Mitte Februar ein besonderer Einsatz im Eingangsbereich der Hirschloh statt: Das „Sorgenkind“ sind die Torfstiche: Früher mit Wasser gefüllt, fallen sie nun trocken. Der seltene Sonnentau, eine fleischfressende Pflanze, ist in der Hirschloh bereits verschwunden, die Sumpfcalla und andere Vertreter der Übergangsmoore werden von Weidengebüsch, Birken und Kiefern überwuchert.

Der Managementplan des als Teiles eines Natura 2000 geschützten Gebietes schlägt deshalb Entbuschungen in den durch Abbaukanten sichtbar abgegrenzten Torfstichen als vordringliche Arbeiten vor.

Manfred Gnichtel und Gudrun Frohmader-Heubeck sind sich einig: Mit dem Absägen und Abtransportieren des Strauchwerks wäre nicht viel gewonnen. Aus den verbliebenen Wurzeln im flachen Moorboden wüchsen neue Triebe. Die Gehölze wären in kurzer Zeit wieder dominant und würden das Bodenwasser über ihr Blattwerk verdunsten. Der offene Wasserstau und so die Belebung von Torfmoosen würden mit dem Absägen der Büsche nicht erreicht.

Nach Ortsterminen mit dem Fichtelgebirgsverein und den Naturschutzbehörden in Wunsiedel und Bayreuth kamen die Verantwortlichen von FGV und Landschaftspflege-verband zu der Überzeugung: Das Problem muss an der Wurzel gepackt werden, und zwar im wortwörtlichen Sinn. Erste Chancen boten sich im Spätherbst 2019. Die Bayerischen Staatsforsten durchforsteten das an den Torfstich angrenzende Revier. Ein kleiner feuchte Waldbereich gehört von seiner Lage zu dem Übergangsmoor der Hirschloh. Dort ließ Revierleiterin Karen Löhner vom Forstbetrieb Selb schweres Gerät auffahren: einen vierachsigen Harvester mit langem Hydraulikarm und kräftigem Greifer Die PS-starke Maschine sägte im Gehölzsaum zum Schutzgebiet nicht nur Fichten ab, schnitt sie klein und transportierte das Astwerk heraus. Das Gerät war auch in der Lage, auf die Weidengebüsche samt den Wurzeln im Torfstich zu greifen und diese aus dem Erdreich zu ziehen. Im Einsatzbereich diese speziellen Harvesters bot die Hirschloh nach Ende der ersten Arbeiten das offenere Bild, wie es den Zielen des Managementplans entspricht.

Durch die Niederschläge im Winterhalbjahr 2019/2020 war der Torfstich mit Wasser gefüllt. Nach Bewilligung weiterer Holzarbeiten durch die Naturschutzbehörden und mit hoher Finanzierung durch das Bayerische Landschaftspflege- und Naturparkpro-gramm nahmen die beiden Aktionsleiter Manfred Gnichtel und Gudrun Frohmader-Heubeck Kontakt zum Maschinen- und Betriebshilfering Wunsiedel auf. Forstwirtschaftsmeister Christian Rauch vermittelte den Landschaftspflegern einen speziellen Radbagger der Firma Wunderlich in Marktleuthen. Zwölf Meter lang ist der hydraulische Greifarm des Baggers. An dessen Ende baumelt eine Art riesige Kneifzange, die mit ihren stählernen Klauen die Weidenbüsche packt und  aus der Erde zieht.

In ersten Februar-Hälfte war der Zufahrbereich gefroren. Ideale Bedingungen also für einen bodenschonenden Einsatz des tonnenschweren Baggers. Bei 19 Grad minus starteten die Arbeiten am Torfstich der Hirschloh. Alle Büsche, die der versierte Fahrzeugführer Günter Hertel mit dem Greifarm seines Baggers im zentralen Torfstich erreichen konnte, wurden in die Zange genommen, samt Wurzelgeflecht aus dem moorigen Boden gerissen und beiseitegelegt. Beobachtet wurde dieser Biotopeinsatz der besonderen Art auch von Jörg Hacker, dem Geschäftsführer des Naturparks Fichtelgebirge, und von Gebietsbetreuerin Stefanie Jessolat.

Das Astwerk wurde von einem Rückefahrzeug zum Rand der Hirschloh transportiert und soll dort als Refugium für Heckenvögel und Reptilien dienen. Wie Gudrun Frohmader-Heubeck sagt, werden die Fahr- und Arbeitsspuren auf der Feuchtwiese und im Heidebereich für dieses Jahr billigend in Kauf genommen. Wenn es wieder trockener  ist, sollen sie bei Zeiten geglättet werden.

In der Hirschloh wurde begonnen, der Verwaldung in den Torfstichen Einhalt zu gebieten. Die Aktiven des Fichtelgebirgsvereins, des Landschaftspflegeverbands im Naturpark Fichtelgebirge e.V. und die beteiligten Naturschutzbehörden hoffen auf ein feuchteres Jahr, so dass den Torfstichen in der Hirschloh und allen sonstigen Mooren und Feuchtflächen genügend Wasser zuführt und das Wachstum der Moorvegetation fördert wird.