ÖPNV im Landkreis Wunsiedel i. Fichtelgebirge: 

Angebot wird mit modernen und zukunftsfähigen Angeboten schrittweise erweitert

„Wenn es uns gelingt, dass die Bürgerinnen und Bürger zumindest für manche Strecken den ÖPNV nutzen, dann haben wir schon etwas erreicht“, sagt Johannes Loos aus dem Mobilitätsteam des Landkreises in der jüngsten Sitzung des Kreistags. Mit welchen Maßnahmen und Angeboten das Team das erreichen möchte, hat er dem Gremium am Abend vorgestellt.

Ausbau des erfolgreichen BAXI-Modells

Seit Dezember 2019 ergänzt das BAXI (Anruftaxi) das Mobilitätsangebot im Landkreis und darüber hinaus. Da sich das Angebot sehr hoher Nachfrage – und dies bereits weit vor Einführung des 9-Euro-Tickets – erfreut, legt der Landkreis nach und führt weitere Linien ein. Derzeit arbeitet man an einer Konzeption. Ziel ist, das BAXI künftig nicht nur innerhalb des Landkreises nutzen zu können, sondern auch wichtige Orte in den Nachbarlandkreisen bedienen.

Einführung eines On-Demand-Verkehrs

Im Frühjahr 2023 startet pünktlich zu den Bayerisch-Tschechischen Freundschaftswochen im Gebiet der Städte Schönwald und Selb und den zugehörigen Ortsteilen ein zweijähriges Pilotprojekt. Mit voraussichtlich zwei Kleinbussen mit jeweils acht Sitzplätzen werden Fahrgäste auf Bestellung flexibel von A nach B gebracht. Das bedeutet, dass Fahrgäste unabhängig von einem Fahrplan per Anruf oder App Fahrtwünsche tätigen können, die in einer Softwareplattform zusammenlaufen. Hier werden die Fahrtwünsche verschiedener Fahrgäste gebündelt, sodass durch eine Fahrt möglichst mehrere Fahrtwünsche abgedeckt werden. Dazu wird das Verkehrsgebiet der beiden Städte mit einem dichten Netz an Haltestellen ausgestattet, sodass in der Regel kein Fußweg von mehr als 150 Metern notwendig sein sollte. Zudem wird eine Anknüpfung an das System des Hofer Landbusses geschaffen. Der ÖPNV „auf Abruf“ wird zusätzlich zum bestehenden Linienverkehr angeboten und dient als Ergänzung.

Durchführung des Pilotprojekts „Teilhabestationen“

Nahversorgung, Erreichbarkeit, der Zugang zu Mobilität und Teilhabe am sozialen und gesellschaftlichen Leben – all diese Bereiche der Daseinsvorsorge sind im ländlichen Raum des Landkreises Wunsiedel i. Fichtelgebirge ein zentrales Thema. Damit diese grundlegenden Werte, die einen attraktiven Wohnstandort ausmachen, nicht verloren gehen, wurde das Projekt zusammen mit der Europäischen Metropolregion Nürnberg (EMN) ins Leben gerufen. Gemeinsames Ziel ist es, Orte zu schaffen, an denen ein komfortabler Wechsel des Verkehrsmittels (z. B. durch hochwertige Fahrradabstellanlagen an wichtigen Bushaltestellen und Bahnhöfen) möglich ist und gleichzeitig Erledigungen des Alltags getätigt werden können, z. B. Kleineinkäufe an einem sogenannten Regiomaten (Ein Automat, an dem in der Region hergestellte Lebensmittel gekauft werden können). Mit diesem Projekt übernimmt der Landkreis Wunsiedel i. Fichtelgebirge innerhalb der EMN eine Pilotfunktion. Das im Projekt gesammelte Know-How wird über die Metropolregion an andere Landkreise weitergegeben.

Einführung von Expressbuslinien

Der Bahnhof Marktredwitz ist ein wichtiger Eisenbahnknotenpunkt in Nordostbayern mit großer Bedeutung über den Landkreis hinaus. Das zeigt sich darin, dass hier stündlich aus allen Himmelsrichtungen Regionalexpresszüge ankommen und abfahren. Fahrgäste, die hier ein- oder aussteigen möchten, sind jedoch häufig auf Hol- und Bringfahrten angewiesen, da sich das sehr gute Verkehrsangebot auf der Schiene nicht auf der Straße fortsetzt. Daher soll eine Expressbuslinie , die von Selb über Marktredwitz bis Tirschenreuth geplant ist, für einen attraktiven Anschluss nach Norden und Süden beitragen. Gemeinsam mit dem Landkreis Bayreuth wird auch über eine zweite Expressbuslinie in Richtung Bayreuth nachgedacht. Dieses Thema musste in der gestrigen Sitzung aufgrund eines Antrags der Freien Wähler aber vertagt werden.

Ausbau des Fahrradbusnetzes

Bereits kurz nach dem Start der diesjährigen Fahrrad- und Freizeitbussaison mit dem „3F-Mobil“ führte der Landkreis Wunsiedel i. Fichtelgebirge zum 01. Juni eine neue Verbindung ein. Die sogenannte „Thermenlinie“ wird von Gefrees nach Adorf im Vogtland führen. Das Besondere dabei ist, dass die Thermenlinie das bereits bestehende Netz um Verbindungen nach Tschechien und Sachsen erweitert, aber auch das nördliche Fichtelgebirge mit erschließt. Aufgrund der im Fahrplan verankerten Umsteigemöglichkeiten fügt sich die Linie perfekt in das bereits bestehende Netz des 3F-Mobils ein, das mit seinen Linien das Fichtelgebirge, die Fränkische Schweiz und den Frankenwald verbindet. Das jetzt bestehende Netz ermöglicht so Fahrten von Selb bis nach Kronach, Schleiz oder Pegnitz, vom Fichtelgebirge bis ins Thüringer Schiefergebirge oder in das Herz der Fränkischen Schweiz. Das Netz erstreckt sich dabei über alle Landkreise des östlichen Oberfrankens und des thüringischen Saale-Orla-Kreises.

Landrat Peter Berek: „Wir haben uns vorgenommen, hier im Landkreis alle modernen Formen von ÖPNV Angeboten, wie sie in Großstädten und Ballungsräumen selbstverständlich sind, im Kleinen zu testen und auf ihre Akzeptanz hier in der Region zu überprüfen. Unser Ziel ist, den ÖPNV im ländlichen Raum neu zu denken. Wir sind sehr gespannt, ob und welche Angebote sich durchsetzen können. Denn eines ist klar – nur wenn die Verbraucherinnen und Verbraucher ein Angebot nutzen, wird es auf Dauer Bestand haben können.“

Aktueller Stand Beitritt VGN

Ein weiteres Thema in der Sitzung war der Sachstand in Sachen VGN-Beitritt. Mit der Gründung der Europäischen Metropolregion Nürnberg wurde das Ziel formuliert, dass der Verkehrsverbund deckungsgleich mit der Europäischen Metropolregion Nürnberg sein soll. Durch den Beitritt der Kommunen im Norden Oberfrankens wird das nun umgesetzt. Hierfür sind von den Landkreisen und Kreisfreien Städten bestimmte Vorarbeiten zu leisten, insbesondere die Einteilung des Gebiets der Beitrittskandidaten in Tarifzonen. Diese Arbeiten sind für den Landkreis Wunsiedel i. Fichtelgebirge abgeschlossen. Sie bilden nun für die benachbarten Landkreise die Arbeitsgrundlage.  Für die Fahrgäste bedeutet der Verbundbeitritt, dass sie ab 2024 mit einem Fahrschein z. B. von Selb bis Nürnberg und noch weiterfahren können und auf den meisten Strecken im Landkreis die Fahrpreise sinken. Eine Fahrt von einer beliebigen Stelle im Landkreis Wunsiedel i. Fichtelgebirge nach Nürnberg wird dann circa 13 Euro kosten.