Stellungnahme von Landrat Peter Berek zu den Bund-Länder-Beschlüssen zur Corona-Pandemie

(04.03.2021)

Bund und Länder haben einen Plan für schrittweise Öffnungen in den kommenden Wochen vorgelegt. Schrittweise Öffnungen, die - wie schon zuletzt - an den jeweiligen Inzidenzwert einer Region gekoppelt sind. Eine Strategie, die den Bürger*innen der bayerischen Grenzregionen, die derzeit mit hohen Inzidenzen zu kämpfen haben, wenig Hoffnung machen kann.

„Die aktuelle Situation macht uns allen natürlich sehr zu schaffen. Die Menschen im Landkreis Wunsiedel i. Fichtelgebirge sehen verständlicher Weise mit Sorge in die Zukunft. Das wird aus den vielen Nachrichten, die mich zu jeder Tages- und Nachtzeit erreichen, und aus meinen täglichen Telefonaten und Gesprächen im Landkreis mehr als deutlich. Ich habe dafür großes Verständnis und Mitgefühl – als Landrat, aber vor allem auch als Bürger dieses Landkreises. Ich investiere viel Kraft in den persönlichen Austausch sowie in mediale Botschaften, um möglichst viele Informationen zu transportieren und den Menschen Ängste, Resignation und Wut zu nehmen. Bei all der Sorge, die uns jeden Tag umtreibt, arbeiten wir intensiv an Ansätzen, Konzepten und Modellen, wie wir möglichst viel Normalität zurück bekommen, alles natürlich Schritt für Schritt und unter den Aspekten Sicherheit und Perspektive.“

Die im Landkreis entwickelten Ansätze folgen dabei einem zentralen Gedanken: Inzidenzen sollen nicht mehr alleiniger Beurteilungsmaßstab sein und künftig mit Instrumenten verbunden sein, die sich an der jeweiligen Situation vor Ort orientieren. „Wir hier im Landkreis möchten eine Modellregion sein, in der Konzepte erprobt werden können, wie es uns in der Zukunft gelingen kann, mit diesem Virus zu leben – und das bei maximaler Sicherheit für unsere Bevölkerung“, sagt Peter Berek. „Ich halte die Kombination aus mehr Impfungen und mehr Tests, welche auch von Bund und Ländern verfolgt werden, für genau den richtigen Ansatz. Aber wir möchten einen Schritt weitergehen.“

Da im Landkreis Wunsiedel i. Fichtelgebirge seit Wochen täglich bis zu 1800 Tests – und damit sicher weit mehr als in anderen Regionen - gemacht worden sind, sieht man genau das als Chance für mögliche Öffnungen. „Unsere Idee ist, Testen mit einer Leistung zu verbinden. Ich bin mir sicher, dass der negative Test für Dinge, die derzeit noch nicht möglich sind, eine Art Eintrittskarte sein kann. Das Testzentrum wäre dann eine Art Ticketshop, dessen Besuch es einem ermöglicht, beispielsweise den Handel oder die Gastronomie wieder nutzen zu können. Genau diesen Bezug müssen wir herstellen. Dann können wir die Pandemie beherrschen, auch in Regionen mit höherer Inzidenz. Es gibt bereits digitale Lösungen, die solche Konzepte unterstützen, diese würden wir gerne nutzen. Denn eines ist klar – dieses Virus werden wir so schnell nicht loswerden.“

„Ministerpräsident Markus Söder hat in seiner heutigen Pressekonferenz den sogenannten „Testpass“ ins Spiel gebracht und von „sich Freitesten und 24 Stunden lang Freiheiten genießen können“ gesprochen. Nicht mehr und weniger wollen wir hier in der Region umsetzen. Wenn nur einige Regionen öffnen dürfen, befürchte ich eine Art Corona-Tourismus aus den Hochinzidenzgebieten in die Gebiete mit einer niedrigerer Inzidenz. Das würde nicht nur die Wirtschaft in den Hochinzidenzgebieten schwächen, es könne möglicherweise auch andernorts zu steigenden Inzidenzen führen“, so Peter Berek abschließend.